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So, 12:32 Uhr
07.01.2018
GUTE FREUNDE TRAFEN SICH UND WECKTEN ERINNERUNGEN

Es begann in einer kleinen Dorfschule

1946/47 wurden wir eingeschult. Acht Jahre lang besuchten wir die Grundschule zu Günzerode: Wilhelm Roth, Karl Hofhans, Jürgen Kucher, Gerhard Seitz und der Autor dieses Beitrages. Alle Umsiedlerkinder. Aus dem Sudetenland, Ostpreußen und der Slowakei waren sie mit wenigen Habseeligkeiten in den kleinen Helme-Ort gekommen...

Freunde bleiben Freunde (Foto: Kurt Frank) Freunde bleiben Freunde (Foto: Kurt Frank) Gemütlich ging es beim Treffen ehemaliger Dorfschüler in Karl Hofhans Wohnung zu. Neben ihm rechts Jürgen Kucher, links Wilhelm Roth.

Günzerode/Nordhausen/Heiligenstadt. Jahrelang das gleiche Bild in der Schule: Schiefertafel, Griffel. Ein nasser und ein trockener Schwamm baumelten aus den Schulranzen. Ein kleiner gusseiserner Ofen erwärmte den Klassenraum. In den Bibberwintern dieser Jahre oft nur lauwarm.

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Als Kinder sammelten wir Bucheckern. Noch eifriger Kartoffelkäfer und deren Larven. Als Anreiz: einen Pfennig je Stück. Eine harte Zeit, die wir aber als nicht so schrecklich in Erinnerung haben. Als 14/15-Jährige verließen wir bei schon besseren Zeiten die Grundschule. Später drückten wir noch einmal Schulbänke. Heute, im Alter, treffen wir uns regelmäßig. Erst dieser Tage in Hofhans Wohnung in Nordhausen. Es war, wie so oft, eine lustige kleine Gesellschaft.

Mit Wilhelm Roth verbindet mich eine langjährige und besonders enge Freundschaft. Mit ihm wanderte ich schon als Kind durch Wald, Feld und Flur. Das muss wohl seine Liebe zur Natur gefördert und ihn bewogen haben, sich dem Erhalt ihrer Vielfalt zu widmen. Als Agronom eines landwirtschaftlichen Betriebes im Eichsfeld erlebte er so manche Szene in der Natur. Er schrieb sie auf, verewigte sie in seinem Buch „Das kleine Paradies“.

Wilhelm ist im Eichsfeld ein bekannter Ornithologe. Er zählt und erforscht den Bestand an Vögel in einem bestimmten Gebiet, zimmert Nisthilfen - für Mauersegler, Dohlen, Eulen, Meisen. Und „Hotels“ für Insekten. Hält Vorträge. Ein Hotel mit dominanten Glasfassaden im Park Hohenrode hingegen wäre seiner Ansicht nach eine Todesfalle für Vögel und daher nicht sinnvoll. Dem weltbekannten Tierfilmer Andreas Kieling lernte er persönlich kennen, wanderte mit ihm.

Jürgen Kucher, der Günzerode treu blieb, erlebte als Produktionsleiter den Niedergang der einstigen Kaffeefabrik Drei Streif. Es habe innerhalb der Belegschaft, erzählt er, Bestrebungen gegeben, den Betrieb selbstständig weiterzuführen. Die Treuhand habe abgelehnt. Stattdessen setzte sie einen jungen Mann als Geschäftsführer ein. Einen gelernten Drogeristen. Nikolaus Sedlmayer kam aus Bayern.

Man habe ihn ermahnt, in neue Technik zu investieren. Zeitgemäße Vakuumverpackungen sollten es werden, um auf dem Markt mithalten zu können. Doch Sedlmayer habe ihm gegenüber im Brustton der Überzeugung klargemacht, dass er alles besser wüsste und könne. Heute erinnert nichts mehr an dem einstigen Vorzeigebetrieb. Jürgen geht als Rentner leidenschaftlich gern wandern. In der Gaststätte Herreden feierte er kürzlich mit Wanderfreunden den 78. Geburtstag.

Auch Karl Hofhans, der Lehrer, wanderte sein Leben gern. Momentan muss er, gesundheitlich bedingt, kürzer treten. Seinen ehemaligen Schulfreunden kredenzte er einen herrlich duften Kaffee nebst diversen Getränken. Die Schwarzwälder Kirschtorte hatte ein anderer in der Runde spendiert.

Gerhard Seitz und ich blieben in der Schule vom Musikunterricht verschont. Musikalisch völlig unbegabt, meinte der Lehrer. Stattdessen spielten wir während der Gesangsstunde Fußball. Viele Jahre später traute ich meinen Augen nicht. Im Männerchor singend, erblickte ich ihn auf der Theaterbühne der Rolandstadt. Wir badeten als Kinder im Adamskostüm gern in der Helme. Im reifen Alter tranken Gerhard und ich gern ein Bier zusammen.

Leider konnte er, der Ingenieur für Maschinenbau, diesmal der Runde der Ehemaligen nicht beiwohnen. Die Beine wollen nicht mehr so, wie es unser Schulfreund gern hätte. Zum Klassentreffen am 6. April will er aber in die Gaststätte „Am Hagen“ nach Günzerode kommen.

Freundschaft ist ein hohes Gut. Wir, die wir uns 1946 erstmals in der kleinen einstigen Dorfschule kennen lernten, wollen sie weiter pflegen – bis es die Umstände nicht mehr erlauben.
Kurt Frank
Jürgen Kucher vor der Ruine der einstigen Drei-Streif-Fabrik, wo er als Produktionsleiter tätig war. Nichts erinnert heute mehr an den ehemaligen Vorzeigebetrieb. (Foto: Kurt Frank)
Zu einem Klassentreffen brachte Wilhelm Roth (Mitte) ein selbst gezimmertes Haus für Wildbienen mit. Gerhard Seitz(links) und Lehrer Gerhard Stolz bewundern es. (Foto: Kurt Frank)
Wilhelm Roth bei einem Forschungstrip an den  Teichen bei Steinsee. (Foto: Kurt Frank)
Autor: red

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