Nach einem intensiven Gespräch fragte mich jemand: Und sie sind so richtig Pfarrer? Haben Sie nicht noch irgendeinen Spruch für mich, damit es mir leichter wird? - Ich hatte keinen einzelnen Spruch parat, oder vielmehr: Ich hatte verschiedene Verse im Kopf, aber keiner schien mir in dieser Situation wirklich zu passen...


Von diesem Spruch wurde erwartet, dass er tröstet, dass er Mut macht, dass er nachdenklich macht, dass er die momentane Situation zusammenfasst,..., dass er Hoffnung macht. Das sind viele Erwartungen an einen einzelnen Spruch oder Bibelvers!

Erst als ich wieder im Auto saß, ging mir der Vers durch den Kopf, der wohl am besten gepasst hätte. „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus-Evangelium 28,20) Ob mein Gegenüber in diesem Vers die eigenen Erwartungen erfüllt gefunden hätte? Ist es nicht doch nur ein Vers, der unglaubwürdig klingt? Gerade wenn die Frage im Raum steht, 'Gibt es Gott?', dann scheint dieser Vers auf den ersten Blick nicht zu passen.

Oft wird der Glaube als Phantasie abgetan. Allerdings ist Phantasie, die Fähigkeit, über dem grauen Alltag einen Regenbogen zu sehen. Glaube hingegen ist die Gewissheit, im grauen Alltag mit all seinen Mühen, Lasten, Ängsten und Katastrophen, den Regenbogen Gottes zu wissen und auf seine Gegenwart zu vertrauen. So begleitet dieser Vers die Tage der Woche.

Wenn nichts klappt wie geplant, dann ist ER tröstend da; wenn uns die Arbeit erdrückt, dann sieht ER nicht auf unsere Leistung, sondern auf SEINE Liebe; wenn uns große und kleine Katastrophen ereilen, dann stellt ER uns Helfer zur Seite. Davon können viele Menschen erzählen. Darin erfahren sie Trost, Ermutigung, Nachdenkliches und Hoffnungsvolles. So passt dieser Vers erst auf den zweiten Blick dann doch, gerade in schwierigen Zeiten.

Denn ganz oft überstehen wir solche Zeiten nur mit Gottes Hilfe. Wir alle erleben ab und an unser ganz „persönliches Weltende“ und können uns dann darauf verlassen, das Gott zugesagt hat: „Ich, bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Pastorin Steffi Wiegleb