Bereits zum neunten Mal hat der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. die Archive in Deutschland aufgerufen, ihre Pforten an einem Wochenende für die Allgemeinheit zu öffnen. Mehrere hundert Archiveinrichtungen im ganzen Bundesgebiet sind diesem Ruf gefolgt und haben heute ihr Türen für alle Interessierten geöffnet, so auch das Stadtarchiv in Heilbad Heiligenstadt....


Zum nunmehr 9. TAG DER ARCHIVE kamen viele Interessierte, vor allem zu den Führungen, die mehrmals am Tag angeboten wurden. Allein am frühen Nachmittag waren es zu einerFührung fast 50, die Wissenwertes von der Stadtarchivarin Anne Hey erfahren wollten.

Sie nahm die Besucher mit in den Raum, wo sich hinter eisernen Wänden überlieferte Dokumente längst vergangener Zeiten befinden. Ein großer Schatz, den die Stadt hier bewahrt und pflegt. Denn ein Archiv ist nicht einfach nur ein Raum, wo etwas aufbewahrt wird, hier gelten besondere Regeln, erfuhren die Besucher des Tages der offenen Archive.


Anne Hey konnte auch in sehr interessanter Weise darüber berichten, was das Archiv beherbergt und vor allem konnte sie auch einige Beispiele zeigen, die großes Interesse hervorriefen. Wer weiß denn schon, dass es einmal Pläne gab, in Heilbad Heiligenstadt eine Skisprungschanze zu bauen?


Doch die Stadtarchivarin hatte noch mehr Überraschungen parat. Sie hatte bereits zu Beginn des Archiv-Tages zwei Akten bzw. die dazu gehörigen Figuren zu neuem Leben erweckt: Kreisrichter und Schriftsteller Dietrich Seifert und die Nachwächterin Sigrid Seifert. Die beiden Heiligenstädter waren in die Rollen geschlüpft und natürlich auch im richtigen Gewand. Es machte Freude, sie mit den Besuchern plaudern zu sehen. Beide sind im richtigen Leben ein Ehepaar und verfügen über ausgezeichnete Stadtkenntnisse, die Sigrid Seifert dann natürlich auf ihren Runden als Nachtwächterin den Gästen der Stadt gern übermittelt.


Die Archivbesucher hatten heute Gelegenheit, selbst Einblick in historische Dokumente zu werfen. Während im unteren Bereich das historische gelagert wird, befindet sich im oberen Bereich die jüngere Geschichte, also der Abschnitt nach der Wende. Heute waren zusätzliche Tafeln mit Bildern und Texten zu sehen, die das Motto des diesjährigen Archiv-Tages präsentierten: Demokratie und Bürgerrechte. Dazu gab es am Vormittag auch einen Vortrag.

Wie Anne Hey verriet, wird in den nächsten Monaten ein neues Archivgesetz verabschiedet. Auch wird es zum Thema Digitalisierung Neues geben. Allerdings wird es nicht so sein, dass alle Dokumente digitalisiert werden können. Die Besucher staunten, dass die Stadtarchivarin ihren Job ganz allein stemmt, hin und wieder gibt es mal einen Praktikanten. Wenn man bedenkt, dass sich im Stadtarchiv rund 1000 Aktenmeter befinden, eine große Verantwortung und auch eine Menge Arbeit. Die Stadtverwaltung konnte sich noch nicht für eine zweite Stelle im Archiv entscheiden.

Nach den Ausführungen von Anne Hey gab es natürlich auch einige Fragen, denn es ist ein Thema, was die Menschen interessiert. Die Archivarin sagte, dass es bei Nachforschungsaufträgen, die sie beispielsweise von immer mehr Ahnenforschern erhält, schon fast wie Detektivarbeit sei, die aber Spaß mache.

Natürlich können Bürger auch „forschen“, wenn sie beispielsweise einen alten Bauplan ihre Hauses suchen oder anderes. Das Stadtarchiv nimmt aber auch von Bürgern alte Dokumente entgegen, die vielleicht irgendwo im Schrank oder auf dem Boden schlummerten und etwas zur Geschichte Heiligenstadts beitragen können. So wurde erst kürzlich aus dem Bestand eines ehemaligen Fotogeschäftes in der Lindenallee ein Fotoalbum mit ausgezeichneten Aufnahmen abgegeben. Auch eine Chronik der Mädchenschule, die als verschwunden galt, wurde dem Stadtarchiv überlassen.

Eine schöne Sache, mal einen Blick in das Stadtarchiv zu werfen, war heute die Meinung vieler Besucher.
Ilka Kühn