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Di, 10:49 Uhr
27.03.2018
Heute vor 189 Jahren starb Caroline von Humboldt

"... wenn diese Poesie nicht wäre?"

„Was überhaupt wäre das menschliche Leben, wenn dieses Leben der Poesie nicht wäre … „ - Caroline von Humboldt. Sie starb am 26. März 1829 - eine Erinnerung an eine bemerkenswerte Frau von Heidelore Kneffel...

Es gibt Orte, die bewahren das Da-Sein von Menschen, die das Erdenleben längst hinter sich gelassen haben, auf eine gegenwärtige Art. Sie lassen das Verbundensein von Generationen als etwas Natürliches erscheinen. Schloss und Park Tegel in Berlin gehören dazu. Wenn man wissen möchte, was für Wilhelm und Caroline von Humboldt lebensnotwendig war, so findet man sehr vieles davon dort.

Schloss in Tegel von der Hofseite her (Foto: Archiv Kneffel) Schloss in Tegel von der Hofseite her (Foto: Archiv Kneffel) Schloss Tegel von der Parkseite

Vom weißen Schloss mit den vier markanten Türmen der Winde kommend, die an den Turm der Winde in Athen denken lassen, quert man an der alten Eiche die Wiese auf einem Weg hin zur Lindenallee und gelangt von dieser an einen besonderen Ort des Anwesens, die Grabstätte der Familie, die Humboldt nach dem Tod seiner Frau am 26. März 1829 errichten ließ.

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Diese war fürderhin seine tägliche Pilgerstätte, gern auch bei Mondschein, in dem die hohe Säule aus Granit einen besonderen Glanz aus sandte.
Sein Sonett „Rom“ zeigt auf, wie sehr ihn Tegel mit dem Grabmal an diesen Ort band trotz der immerwährenden Sehnsucht nach der ewigen Stadt: „Durch Dich begeistert, hab’ ich Dich besungen, / und glaubte nie mich mehr von Dir zu trennen; /jetzt hör’ ich fern nur Deinen Namen nennen, / und jeder Rückkehr Hoffnung ist verklungen /... Wie könnt’ ich von der theuren Stelle weichen, / wo ich mir ewge Heimath süss gegründet? Wie täglich nicht die nie Vergessne grüssen? / Nur hier kann meine Tage ich beschließen; / wieEpheu, es unlösbar mich umwindet, / dass dort ich sie nur kann von hier erreichen.“

In zwei anderen Sonetten schreibt er über Caroline: Wie in der Kinder lieblichem Geleite, / Sie einst anmuthig hin an meiner Seite / Ging durch die Straßen Roms und Vorzeittrümmer,... // und … Wo Roma’s Wunder offen vor dir lagen, / Wo du das Höchste sinnvoll still gepflücket, / Und an des Südens Himmel dich erquicket, / Um Rückkehr zu dem rauhen Nord zu wagen....

Porträt (Foto: K. Kisker) Porträt (Foto: K. Kisker) Caroline von Humboldt, gemalt von Karin Kisker nach einem Gemälde Gottlieb Schicks, gerahmt von Marmorpapier

Caroline war zuerst auf dem Kirchhof inmitten des Dorfes Tegel begraben worden, aber das war kein Ort, wo ihr Mann sie geborgen fand. Kontemplation sollte die Ruhestätte seiner Frau ermöglichen, die, wie er auch, eigentlich in Rom bei der Cestius-Pyramide eine Ruhestätte bei ihren zwei dort begrabenen Knaben Wilhelm und Gustav haben wollte. Aber, das Leben hatte es anders gefügt.

Im Juli 1829 trafen zu Wasser in Tegel die ersten Steine für das Grabmal ein, die geschwungene Steinbank wurde im Oktober fertig, von der man über die Wiese hin das Schloss erblickt. Die ersten Tannen wurden gepflanzt, die die geliebten Pinien und Zypressen Italiens ersetzen mussten und mit ihrem dunklen Grün Erhabenheit ausstrahlen würden. Die Statue der Hoffnung, von Caroline in Rom vor Jahren beim befreundeten dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen als Tonmodell gesehen und für sich in Marmor bestellt, war auch endlich unterwegs nach Tegel. Für sie ließ Humboldt eine Säule errichten.

Von dieser Spes schuf der ebenfalls befreundete Bildhauer Friedrich Tieck eine leicht verkleinerte Kopie aus Carraramarmor, in Nuancen verändert. Das Original bekam seinen Platz inmitten der Kunstsammlung des Schlosses.

Caroline hatte ihrem Mann Ende 1817 aus Rom mitgeteilt: „Schrieb ich schon von einer jugendlichen weiblichen Figur, die Thorvaldsen eben jetzt, und zwar in wenigen Tagen, gemacht hat?... Die Figur stellt eine Hoffnung vor, in der rechten Hand hält sie eine Granatapfelblüte, der Blick ruht darauf, als hoffte er still auf die Frucht, mit der linken hebt sie das schöne Gewand... die ganze Statue hat etwas Lichtes, Hohes, Stillbewegtes... Es ist etwas durchaus Neues, nie Gesehenes, sie macht sich in allen Linien, und wie man sie auch wendet, gleich schön.“

Statue der Spes über der Grabstätte der Humboldts in Tegel (Foto: Archiv Kneffel) Statue der Spes über der Grabstätte der Humboldts in Tegel (Foto: Archiv Kneffel) Licht, klar, freundlich, ja auch heiter sollte der Ort sein, wo seine Frau ruhte, so, wie er ihr Wesen entschlüsselt hatte. Dass ein Hauch von Wehmut mitschwingen würde, stand außer Frage. Humboldt lässt auf dem Grab Rasen pflanzen und umgibt es mit Lilien und Rosen, mit Veilchen und Vergissmeinnicht.

Er beschreibt das Grabmal so: Es besteht in einer zwölf Fuß hohen, sehr schön polierten Granitsäule mit Sockel und ionischem Kapitäl von weißem Marmor. Die Säule steht auf einem Postamente, welches die Inschrift trägt, und dieses wiederum auf vier Stufen. Postament und Stufen sind aus grauem Marmor... die Umfassung ist auf der hinteren Hälfte ein steinerner Halbkreis, welcher zugleich eine Bank bildet und an dem sich vorne ein eisernes Gitter in viereckiger Form anschließt...

Der befreundete Carl Friedrich Schinkel war es gewesen, der das alte Tegeler Schloss im Sinne der Antikenverbundenheit des Paares als gut bewohnbare Behausung umgebaut hatte, die gleichzeitig auch das erste antike Museum in Berlin werden würde.

In der Zeit der Errichtung des Grabmales las Humboldt auch die Briefe, die seine Frau seit 1788 an ihn geschrieben hatte und bedauerte, dass er sie nicht zu ihren Lebzeiten nochmals durchgesehen habe, denn dann hätte er sich mit ihr darüber austauschen können. Schon mit 23 Jahren war Caroline der Ansicht gewesen, dass man seine und ihre Briefe aufheben solle, sie archivieren. Ich versichere dich, einer, der einmal darüber käme, könnte etwas gar Schönes daraus machen. Ihr Mann legt fest, dass sie in der weiblichen Linie der Familie weitergegeben werden, und die Enkelin Anna von Sydow gibt ab 1906 sieben Bände der Briefe heraus, natürlich nicht alle überlieferten. Familienrücksichten und der Zeitgeist des wilhelminischen Kaiserreiches bestimmten die Auswahl mit. Vor allem der Staatsmann Wilhelm von Humboldt sollte ins rechte Licht gesetzt werden.

Caroline von Humboldt wird in Berlin Mitte auf dem nach ihr benannten Caroline-von-Humboldt-Weg als Literatin benannt, in ihren zahllosen Briefen an mehrere Personen hat sie sich als solche überliefert. Ein Beispiel ihres Schreibens sei wiedergegeben: „Wie der Baum nicht bloß von den Wurzeln aufgenährt wird und gedeiht, sein Wipfel wiegt sich in den Lüften, und so hoch er es vermochte, hat er hinaufgestrebt und den gröberen Sinnen unerkannte Nahrungsstoffe hat er dort eingefangen, - so kommt mir der Künstler, jeder wahrhafte Künstler vor. Mit den Füßen fußt er freilich auf der Erde und muß es und wäre es nicht, hätte nichts in Poesie, Dichtung, Musik und Kunst die Wirklichkeit, die es haben muß; es ist der Körper des Kunstwerkes, aber das Begeisternde in dem, was er hervorbringt, das schöpft er aus seinem Leben der Poesie. Was überhaupt wäre das menschliche Leben, wenn dieses Leben der Poesie nicht wäre?... Heidelore Kneffel
Autor: red

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