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Mi, 12:56 Uhr
18.07.2018

Azubis? Mangelware!

Von Mitte April bis Anfang Mai haben die Thüringer Industrie- und Handelskammern ihre jährliche Ausbildungsumfrage in den regionalen Unternehmen durchgeführt. Die Firmen äußerten sich zu ihren Ausbildungsplänen, -erfahrungen und -erwartungen...


Die Ergebnisse bestätigen den Trend der vergangenen Jahre: Die niedrigen Schulabgängerzahlen und der anhaltende Trend zum Studium wirken sich verschärfend auf die Bewerbersituation in der dualen Ausbildung aus. Inzwischen reagieren die Unternehmen darauf mit unterschiedlichen Strategien.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Für Unternehmen wird es immer schwieriger, offene Ausbildungsplätze zu besetzen. Stärker als im Bundesdurchschnitt (34 Prozent) ist die Thüringer Wirtschaft von der sinkenden Nachfrage betroffen. In jedem zweiten Betrieb (49 Prozent) blieben Ausbildungsplätze unbesetzt. Damit wird es für die Unternehmen eine immer größere Herausforderung, ihre Fachkräfte über die Ausbildung von eigenem Nachwuchs zu sichern. Im Durchschnitt blieben in den Firmen 1,7 angebotene Ausbildungsplätze unbesetzt. Im Vorjahr waren es noch 1,1 Plätze.
  • Jeder dritte Betrieb erhält gar keine Bewerbungen mehr. 37 Prozent der Unternehmen gaben an, im vergangenen Jahr gar keine Bewerbungen erhalten zu haben. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) der Betriebe, die ihre Plätze nicht besetzen konnten, erhielten keine geeigneten Bewerbungen.
  • Digitalisierung schreitet voran. Digitale Kompetenzen beim Nachwuchs werden von den Thüringer Firmen stärker als im Bundesgebiet gewertet. Für 100 Prozent der Betriebe sind IT-Kenntnisse der Jugendlichen in Zukunft von steigender oder gleichbleibend wichtiger Relevanz. Auch Kommunikationsfertigkeiten, strukturiertes Arbeiten und selbständiges Handeln gewinnen bei der Einstellung von Azubis an Bedeutung. Verschiedene Betriebe gaben an, dass sie interdisziplinäres Arbeiten fördern, z.B. durch Azubi-Projekte.
  • Bessere Chancen für Flüchtlinge und lernschwächere Jugendliche. In Zukunft wollen mehr Betriebe geflüchtete Menschen ausbilden. Insgesamt 28 Prozent gaben an, sich dafür bereits zu engagieren oder dies zu planen, bundesweit sind es 14 Prozent. Auch lernschwächere Jugendliche haben beste Chancen. Für diese bieten die Unternehmen verschiedene Unterstützungsangebote in Form von berufsorientierenden Praktika, Einstiegsqualifizierungen und ausbildungsbegleitenden Hilfen. Sie arbeiten dabei intensiv mit Beratungsdienstleistern und der Agentur für Arbeit zusammen.
  • Die Mehrheit der Betriebe ist mit den Berufsschulen zufrieden, Verbesserungsbedarf gibt es dennoch. 88 Prozent der Befragten sind mit ihren dualen Partnern, den Berufsschulen, zufrieden oder sehr zufrieden. Sieben von zehn Unternehmen wünschen sich aber eine verbesserte Kommunikation zwischen Betrieb und Berufsschule. 42 Prozent monieren den immer noch zu hohen Unterrichtsausfall. Die wachsenden Entfernungen zwischen Betrieb und Schule werden weiterhin als Problem bzw. Ausbildungshemmnis eingestuft.
  • Unklare Berufsvorstellungen bleiben das größte Ausbildungshemmnis. Die Devise lautet: Berufsorientierung stärken! Die Zahl der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellten, blieb weitgehend konstant. Bei der Frage nach der Art der Ausbildungshemmnisse dominieren jedoch mit 90 Prozent die „zu unklaren Berufsvorstellungen“ der Bewerber. Dieser Wert stieg um 11 Prozent gegenüber 2017. Die Berufsorientierung muss daher ausgebaut und praxisorientierter umgesetzt werden. Es sollten Beschäftigungsperspektiven, Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen in der Beruflichen Bildung aufgezeigt werden – insbesondere in Bereichen, in denen dies derzeit noch nicht umfassend erfolgt, wie beispielsweise in den Gymnasien.
  • Unternehmen richten sich an neue Bewerbergruppen wie Studienabbrecher und schaffen neue Anreize. Die Baby-Boomer-Generation nähert sich der Rente, so dass perspektivisch zahlreiche erfahrene Mitarbeiter in den Betrieben ersetzt werden müssen. Um qualifizierte Bewerber zu finden, erweitern die Personalabteilungen ihren Radius. So werden auch aktiv neue Zielgruppen wie Studienabbrecher (43 Prozent der Befragten) angesprochen. Jeder zweite Geschäftsführer will zukünftig sein Ausbildungsmarketing verbessern oder hat dies bereits getan. Jeder vierte Befragte bietet seinen Azubis materielle oder finanzielle Anreize. Hier dominieren die Beihilfe zur Mobilität, überdurchschnittliche Vergütungen und sogar ein höherer Urlaubsanspruch.
Ergänzende Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter Auszubildenden des 1. Lehrjahres im Bereich der IHK Erfurt
  • Die Ausbildungsbetriebe erhalten eine Weiterempfehlungsquote von 93 Prozent. Die meisten Auszubildenden des 1. Lehrjahres sind mit ihrer getroffenen Entscheidung und der dualen Ausbildung im Unternehmen zufrieden. Das spricht für eine hohe Ausbildungsqualität in den Firmen und zeigt, wie attraktiv mittlerweile eine duale Berufsausbildung ist.
  • Praktika liegen auf Platz 1 der Berufsorientierung. Über zwei Drittel der Auszubildenden geben an, dass Praktika am meisten bei der Berufsorientierung geholfen haben. Jeder Fünfte empfindet Medieninformationen, Ausbildungsmessen und Kontakte mit den Bildungsberatern als hilfreich für die Berufsorientierung. Zum Ausbildungsbetrieb finden die meisten Azubis über ihre Eltern. Sie liegen unangefochten auf Platz 1. Mit Abstand folgen das Praktikum oder die Ferienarbeit.
  • Der Hauptbewerbungszeitraum liegt vor den Winterferien. 40 Prozent der Auszubildenden haben sich bis zum Januar für das aktuelle Ausbildungsjahr beworben. Nur jeder Achte – vor allem Abiturienten – hat sich mit der Bewerbung Zeit bis zum Juli gelassen.
Autor: red

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