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Reden statt Konfrontation

Dienstag, 17. Juli 2018, 06:51 Uhr
Trump zu kritisieren ist vielfach gerechtfertigt. Als Führer der angeblich einzigen Weltmacht USA so unberechenbar und emotional zu sein, wie der Politunternehmer Trump, das kann Angst machen. Die Kritik, die aus dem alten europäischen Westen jedoch nach seinem Treffen mit Putin zu hören ist, verstört ebenso. Anmerkungen von Bodo Schwarzberg...


Schließlich machte es bei über 70.000 Atomsprengköpfen zu Zeiten des so genannten Kalten Krieges ebenso keinen Sinn, über Streit zwischen der damaligen Sowjetunion und den USA glücklich zu sein, wie heute bei „nur“ noch 15.000 Atomsprengköpfen.

Deutschland und der ganze EU-Rest denken antiquiert, wenn sie den Dialog mit Russland nur deswegen auf Sparflamme halten wollen, weil Putin die Krim annektiert hat, in der Ukraine militärisch involviert ist und manche Kritiker verfolgt.

An erster Stelle steht schließlich der Weltfrieden, ja die Existenz der gesamten Menschheit, die vom Verstehen der Weltmächte Russland, USA und China untereinander entscheidend abhängt. Vor 1989 stand im Verhältnis zum kommunistischen Osten auch die Verhinderung eines alles zerstörenden Atomkrieges an erster Stelle.

Den Weltfrieden aufs Spiel zu setzen, wie dies der Westen mit seinen permanenten Sanktionen und dem Dauerfeuer einiger Politiker gegen Russland tut, kann auch nicht im Interesse von uns 500 Millionen Europäern sein. Ad absurdum wird die Kritik an Trumps Gesprächen in Helsinki aber auch geführt, weil Deutschland, Großbritannien, aber auch die USA selbst, gern die eigenen Kriege und ihre damit verbundenen Verbrechen unter den Teppich kehren.

Kein geringerer als einer der Väter der deutschen Einheit, der ehemalige KPdSU-Generalsekretär Gorbatschows, prangerte anlässlich des 25. Jahrestages zum Fall der Mauer in Berlin die aggressive, kriegerische Politik des Westens als Gefahr für den Weltfrieden an: Hierzu gehören nur u.a. die illegitimen Invasionen im Irak, in Libyen und permanente US-Drohnenangriffe, die nicht nur Terroristen ums Leben bringen. Flüchtlingsströme wurden nicht unwesentlich dadurch ausgelöst.

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Dieser Satz Gorbatschows wird von deutschen Politikern natürlich viel lieber zitiert.

Ich glaube, und es entspricht unserer Erfahrung von Jahrzehnten, dass die gern bemühte, angebliche Angst vor den Russen historisch nur schwer zu halten und eher zur Legitimation unseres eigenen militärisch-industriellen Komplexes geeignet ist, zumal sich die Mehrheit der Deutschen, entgegen ihrer Führung, nach verschiedenen Umfragen, für eine Verbesserung des Verhältnisses zu Russland ausspricht.

Trump sprach gegenüber Putin in Helsinki übrigens tatsächlich von den „Dummheiten“ der USA, die das Verhältnis zu Russland belasten. Schließlich hat es die NATO durch ihre Ostexpansion zu verantworten und nicht Russland, dass sich heute wieder zwei Militärblöcke in Osteuropa von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Sie geschah vor der Krim und der Ukraine. Die NATO-Osterweiterung ist wohl die größte "Dummheit" des Westens.

Noch kurz nach der Wende war eine NATO-Osterweiterung ausgeschlossen worden. Ist das Glaubwürdigkeit?

Und was findet man dazu heute in unseren Medien? Meist nichts. Auch nichts von der einstigen deutsch-russischen Freundschaft, die von Kohl und Gorbatschow 1990 eingeläutet wurde und die ihren Höhepunkt wohl in der Rede Putins vor dem Bundestag im Jahre 2001 fand. Hat man das in Deutschland wirklich vergessen?

Wir sollten froh sein, dass in Moskau ein kalkulierbarer Mann am Ruder sitzt, als in Washington. Stellen Sie sich vor, liebe Leser, ein Trump würde auch noch in Moskau regieren, der Schaden für diese Welt wäre geradezu dramatisch.

Und der Westen sollte aufhören, an Russland eigene Maßstäbe anzulegen:

Ein Riesenreich, wie Russland zusammenzuhalten, dürfte mit ähnlichen politischen Grundlagen wie in Deutschland schwer sein. Trotz der berechtigten Kritik an Figuren wie Trump ist es befremdlich, das Treffen mit dem russischen Präsidenten dermaßen kleinzureden, wie dies gerade im Westen geschieht. Wahrscheinlich entspricht dies nicht der Meinung der Bevölkerungsmehrheit in Europa. Die Fußballweltmeisterschaft hat gezeigt, wie europäische Verständigung besser funktionieren kann, als dies von einigen ewig Gestrigen bei uns propagiert bzw. bekämpft wird.

Russland ist ein Teil Europas. Hat man daran in Berlin, Paris und Brüssel nach all den Erfahrungen mit und den Leistungen von Russland seit der deutschen Invasion 1941 schon einmal wieder gedacht?
Bodo Schwarzberg
Autor: red

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