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Zum heutigen Tag des Wolfes

Akzeptanz von Wölfen in Deutschland nach wie vor hoch

Freitag, 30. April 2021, 08:01 Uhr
Eine repräsentative forsa-Umfrage befragte 2.360 Personen, um zu ermitteln, ob sich mit der Zunahme des Wolfsbestandes und der Ausbreitung von Wölfen in weitere Bundesländer die Einstellung gegenüber Wölfen verändert hat...

Junger Wolf in Gorischheide geniesst wärmende Herbstsonne (Foto: Heiko Anders) Junger Wolf in Gorischheide geniesst wärmende Herbstsonne (Foto: Heiko Anders)


Obwohl weite Teile aus Politik, Medien und der Jagd- und Bauernlobby das Thema Wölfe zunehmend unsachlich behandeln, hat sich die Stimmung in der befragten Bevölkerung im Vergleich zu den Umfragen von 2015 und 2018 nicht signifikant verändert.

„Insgesamt 77 Prozent der Befragten finden es erfreulich, dass Wölfe wieder hier leben und sind der Ansicht, dass sie genauso wie auch Füchse, Rehe oder Biber in unsere Landschaft gehören“, sagt Silvester Tamás, der Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf und Luchs des NABU Thüringen. 76 Prozent der Befragten gaben an, dass Wölfe selbst dann in Deutschland leben sollen, wenn es zu Problemen kommt. Der NABU wertet das als klares Votum der Bevölkerung für die grundsätzliche Akzeptanz von Wölfen in unserer Landschaft. „Die Umfrage zeigt auch, dass es kaum ein Meinungsgefälle zwischen dem ländlichen und dem urbanen Raum gibt.

Die deutliche Zustimmung zu Wölfen in Deutschland ist somit kein Phänomen der Stadt, sondern vielmehr ein Beleg dafür, dass eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema in der breiten Öffentlichkeit, in den Medien und in der Politik nach wie vor Erfolgsrezept für eine hohe Akzeptanz ist. Vor allem aber muss die Unterstützung für Nutztierhalter beim Herdenschutz weiter ausgebaut und effektive Herdenschutzmaßnahmen auch zügig umgesetzt werden“, so Silvester Tamás. „Sind diese Voraussetzungen erfüllt lassen sich Konflikte zwischen der Weidetierhaltung und den großen Beutegreifern minimieren oder gänzlich vermeiden.“

Eine aktuelle Studie, die ebenso im Auftrag des NABU entstanden ist, zeigt zudem: Trotz der wachsenden Wolfspopulation in Europa ist das Risiko eines Wolfsangriffs sehr gering. Die sogenannte „NINA-Studie“ untersuchte historische Wolfsangriffe und wurde nunmehr nach knapp 20 Jahren wiederholt. Die Ergebnisse der älteren NINA-Studie zeigten schon damals, dass es zwar Angriffe durch Wölfe gab, die Wahrscheinlichkeit dafür jedoch sehr gering war. Zwischen 1950 und 2002 wurden in Europa (ausgenommen Russland) und Nordamerika 68 Menschen von Wölfen verletzt, in acht Fällen tödlich. Bei über der Hälfte der Angriffe war Tollwut die Ursache.

Mit der neuen, aktuell vorliegenden Studie fanden die Wissenschaftler für den Zeitraum von 2002 bis 2020 weltweit 489 Wolfsangriffe, von denen 26 tödlich endeten. Schwerpunktregionen für Konflikte sind der Iran, die Türkei und Indien. Der Großteil (78 Prozent) der Angriffe lässt sich auf eine Erkrankung mit Tollwut zurückführen. Tollwut spielt für Mitteleuropa und Deutschland seit gut 15 Jahren keine Rolle mehr. Für Nordamerika und Europa kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass es in den zurückliegenden 18 Jahren insgesamt 14 Angriffe von Wölfen auf Menschen gab, von denen zwei Fälle (beide in Nordamerika) tödlich waren. Lediglich ein Fall in Kroatien ließ sich auf ein tollwütiges Tier zurückführen.

„Ein Angriff durch einen Wolf, wie auch durch andere Wild-, Nutz- oder Haustiere auf Menschen, kann niemals völlig ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit für Wolfsangriffe ist jedoch im Verhältnis zu anderen Alltagsgefahren äußerst gering. Ein aktives Wolfsmonitoring und Management ist daher grundlegend, um solche Vorfälle zu verhindern. So können Tiere mit auffälligem Verhalten frühestmöglich registriert und gegebenenfalls auch entnommen werden“, erklärt Silvester Tamás.
Hinweise von Meldungen zu Wolf und Luchs nimmt auch dem NABU Thüringen dankend entgegen.
Autor: red

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