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So wird der Garten Igelfreundlich

Wilde Inseln für den Igel

Sonnabend, 11. September 2021, 07:09 Uhr
Igel sind auf strukturreiche Gärten als Lebensraum unbedingt angewiesen. Darum rät der NABU Thüringen, jetzt den eigenen Garten igelfreundlich zu gestalten. Mit wenigen Handgriffen lassen sich zum Beispiel Wohnquartiere für Igel schaffen und Gärten durchgängig für Wildtiere machen...

Wer mag sie nicht, die kleinen Stacheltiere, wenn sie in der Dämmerung geräuschvoll im Garten nach Futter suchen? Igel sind Fleischfresser und nehmen im Grunde alles, was sie bewältigen können. Am liebsten fressen sie Larven, Käfer, Schmetterlingsraupen, Schnecken, Spinnen und Würmer, Obst hingegen nur aus Versehen oder auf der Suche nach einem Würmchen. Wenn Igel Hunger haben, durchstreifen diese dämmerungsaktiven Säugetiere große Gebiete.

„Die Igel sind nun auf Nahrungssuche, um sich genug Energievorrat für die anstehende Überwinterung anzufressen. Dafür sind strukturreiche Gärten und vor allem igeldurchlässige Zäune wichtig“, erklärt der Biologe Friedhelm Petzke, Koordinator des Projektes “Wilde Inseln” beim NABU Thüringen. „Wer seinen Garten so langsam für den Winter vorbereitet und ein paar Wilde Inseln stehen lässt, kann dem Igel etwas Gutes tun.“ Haufen aus Laub und Reisig sind ein willkommener Unterschlupf. In diesen können Igel die kalte Jahreszeit gut überstehen. „Die Suche nach Überwinterungsmöglichkeiten kann durch künstliche Verstecke unter Laubhaufen, am besten an einer geschützten und trockenen Ecke im Garten, erleichtert werden“, meint Petzke. „So ein Holzkasten aus einem Dach, vier Wänden und einem Eingang ist leicht und ohne großen Aufwand gebaut. Eine Trennwand im Innenraum schützt vor neugierigen Blicken anderer Tiere. Die Igel nutzen solche Igelkästen dann nicht nur zum Überwintern, auch die Jungigel können im Frühjahr dort zur Welt kommen.“

Immobilie für den Igel im eigenen Garten (Foto: Roger Cornitzius) Immobilie für den Igel im eigenen Garten (Foto: Roger Cornitzius)


Eine noch einfachere Überwinterungshilfe für Igel ist es, Laub sowie Grün-, Baum und Heckenschnitt in einer Gartenecke, unter Hecken und Bäumen, als Wilde Insel liegen zu lassen oder aufzuhäufeln. Eine Umrandung aus Feldsteinen hält das Material zusammen. Petzke führt aus: „Ihre Nester bauen Igel auch gerne in Komposthaufen. Tote Pflanzenreste nützen ebenso den Regenwürmern, die das Laub zersetzen und dem Igel wiederum als Nahrung dienen. Die Tiere sollten in der kalten Jahreszeit am besten gar nicht gestört werden. Beim Umsetzen des Komposthaufens im Frühjahr muss man ebenfalls vorsichtig sein und auf versteckte Tiere achten und diese in Ruhe lassen.“

Von großer Bedeutung für die umherstreifenden Schnaufer sind auch leicht passierbare Zäune oder Öffnungen an den Gartengrenzen. „So ein Maschendrahtzaun kann für kleine Igel zur Todesfalle werden. Passen sie nicht hindurch und bleiben deshalb stecken, blockieren ihre Stacheln den Weg zurück. Werden sie dann nicht gefunden und befreit, müssen sie leider verhungern“, warnt der NABU-Mitarbeiter. Am besten unterhalb des Zauns eine igelgroße Lücke lassen oder den Maschendrahtzaun mit einzelnen großen Öffnungen versehen. Gartenabgrenzungen aus heimischen Hecken und Sträuchern sind natürlich ideal für Igel.

Als eine der ältesten Säugetiervertreter stehen Igel unter Naturschutz und leben heute als Kulturfolger überwiegend in menschlichen Siedlungsräumen. In den dort dominierenden Gartenlandschaften finden sie abwechslungsreiche Strukturen und damit besseren Lebensraum als in der ausgeräumten Agrarlandschaft. Aber nicht nur Igel profitieren von strukturreichen, naturnahen Gärten, auch Flora und Fauna freuen sich über verwilderte Flächen. Darum möchte der NABU Thüringen mit der Aktion „Wilde Inseln“ die Menschen dazu motivieren, ein kleines Fleckchen Erde sich selbst zu überlassen. Das kann eine kleine Ecke im eigenen Garten sein, ein Totholzhaufen hinter der Firma oder Schule, auch Brachflächen von Gemeinden kommen in Frage. Das Projekt möchte nicht nur Privatpersonen ansprechen, es richtet sich an Unternehmen, Behörden und Kommunen.

Natürlich kann eine Wilde Insel so manchem Mitbürger störend ins Auge fallen. Dafür gibt es eine Plakette mit der Aufschrift „Verwildern ausdrücklich erwünscht – Biodiversität willkommen“. Sie soll dafür sorgen, dass solche Flächen öffentlich akzeptiert und nicht als unordentlich wahrgenommen werden.

Das Projekt „Wilde Inseln“ wird gefördert durch die Deutsche Postcode-Lotterie. Nähere Infos unter: www.Wilde-Inseln.de
Autor: red

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