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Wiederaufnahme der Betreuung führt zu Rückgang

Nach Corona weniger Kindeswohlgefährdung

Mittwoch, 03. August 2022, 14:16 Uhr
Laut offiziellen Zahlen des Thüringer Landesamts für Statistik, zeichnet sich im Freistaat ein positiver Trend bei der Kindeswohlgefährdung ab. So führten die Thüringer Jugendämter im vergangen Jahr 10,2 Prozent weniger Einschätzungen zur Kindeswohlgefährdung durch als im Jahr davor...

Die Diplom-Psychologin Katrin Gossow vom TÜV Thüringen sieht diese positive Tendenz auch im wieder gestiegenen Anteil von Präsenzunterricht sowie Kitaangeboten begründet.

„Es ist unstrittig, dass der harte Lockdown im ersten Pandemiejahr einen dramatischen Einfluss auf die Kindeswohlgefährdung hatte. Mit den Schul- und Kitaschließungen sowie Kurzarbeit oder Homeoffice waren manche Eltern mit der Kinderbetreuung schlichtweg überfordert. Das führte nicht nur zur Vernachlässigung der Kinder sondern im Extremfall sogar zu psychischen oder körperlichen Misshandlungen“, so die Einschätzung der psychologischen Sachverständigen und Leiterin des Instituts für Familien- und Rechtspsychologie des TÜV Thüringen, Katrin Gossow.

Nach Meinung der psychologischen Sachverständigen handelt es sich hierbei um Risikofaktoren, welche dem Kinder- und Jugendschutz seit langem bekannt sind. Während der Corona-Pandemie trafen gleich mehrere dieser Risikofaktoren zusammen und führten in einigen Fällen zu gravierenden Kindeswohlgefährdungen. In der Einschätzung des Kindeswohls durch entsprechende Fachkräfte sollte das Zusammenwirken solch individueller Faktoren, aber auch Stress und Ängste aufgrund äußerer bedrohlich wirkender Umstände (Pandemie, Krieg) mehr Beachtung finden.

„Zusätzliche Stressoren steigern in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit sexueller oder körperlicher Gewalt gegen Kinder. Diese Beobachtungen konnten wir bei unseren psychologischen Gutachten während der Pandemie immer wieder feststellen. Fehlende Betreuungsangebote von außen haben einen direkten Einfluss auf das Kindeswohl. Eine Beschulung oder Kinderbetreuung in Kitas wirkt sich in jedem Fall positiv aus. Zumindest scheint diese Botschaft nun in Politik und Jugendhilfe angekommen: Die Vermeidung von Schul- und Kitaschließungen sowie die Aufrechterhaltung der Angebote der Kinder- und Jugendhilfe leisten hierfür einen wertvollen Beitrag“, betont Katrin Gossow.
Autor: red

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