eichsfelder-nachrichten
Eröffnet

DAT-Chef redete Klartext

Freitag, 27. Januar 2023, 11:00 Uhr
In Erfurt ist seit heute die 15. Automobil-Messe für das Publikum geöffnet. Gestern Nachmittag gab es für Aussteller und die Politik schon ein kleines Happening. Mit bemerkenswerten Zahlen, die aufhorchen ließen...

Gestern wurde die 15. Automobilmesse in Erfurt eröffnet (Foto: nnz) Gestern wurde die 15. Automobilmesse in Erfurt eröffnet (Foto: nnz)
Das war gestern vermutlich einer der angenehmeren Arbeitstage für einen Ministerpräsidenten. Am Vormittag eröffnete Bodo Ramelow eine Batteriefabrik am Erfurter Kreuz, an Nachmittag die Automesse und am Abend die Rodel-WM in Oberhof.

Auf der Empore der Messehalle 1 konstatierte Bodo Ramelow nach den obligatorischen Grüßen an Veranstalter und die automobile Zunft in Thüringen, dass das Auto immer noch des Deutschen liebstes Kind sei und auf nicht absehbare Zeit wohl auch bleiben werde. Die Branche müsse sich jedoch den neuen Herausforderungen stellen und Mut zum Gestalten haben.

Der verbale Hauptpart der Eröffnung war jedoch Jens Nietzschmann vorbehalten. Der Mann ist Geschäftsführer der Deutschen Automobil Treuhand (DAT). Menschen, die sich nicht hauptamtlich mit Autos beschäftigen, haben sicher schon einmal was von der sogenannten DAT-Liste gehört. Kurzum: Die DAT sammelt bei Herstellern, Werkstätten oder Versicherungen relevante Daten. Diese werden geprüft, einheitlich strukturiert, mit viel Marktkenntnis angereichert und dann allen Marktteilnehmern zur Verfügung gestellt.

Ralph Meunzel (links) und Jens Nietzschmann redeten Klartext (Foto: nnz) Ralph Meunzel (links) und Jens Nietzschmann redeten Klartext (Foto: nnz)
Nietzschmann, in der Nähe von Leipzig geboren, widmete sich im Dialog mit Ralph Meunzel von Springer Automotive Media neben den aktuellen Zahlen auch dem Verhältnis der Deutschen zum E-Auto. Fazit: Für den Durchschnittskäufer seien die derzeit am Markt verfügbaren Elektromobile mit einem Durchschnittspreis von 42.000 Euro schlicht und ergreifend zu teuer.

Bei aller durch Politik und Medien verbreiteten Euphorie für diese Antriebstechnik müssen auch mal klare Fakten und Zahlen auf den Tisch gelegt werden. 99 Prozent der Autos, die derzeit auf den Straßen dieser Republik zugelassen sind, haben die Verbrennungstechnik an Bord. Das restliche 1 Prozent teilen sich die lupenreinen E-Mobile und die Hybriden. Und das bei einer grandiosen Förderung seitens der Ampel-Regierung.

Auch der Blick in die Zukunft wird durch die politisch-ideologische Brille nicht klarer werden. Nietzschmann fragte, wie das Polit-Ziel erreicht werden soll, bis 2030 rund 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen zwischen Flensburg und Bautzen laufen zu haben. Das wären 1,8 Millionen sogenannter BEV pro Jahr. Im vergangenen Jahr wurden - trotz noch vorhandener Förderung und manch eigenartiger Vertriebswege nach Skandinavien - knapp 470.000 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb zugelassen.

Der DAT-Geschäftsführer nannte darüber hinaus noch andere interessante Zahlen, die sich aus Befragungen von jährlich 4.620 Bundesbürgern ergeben. So seien 80 Prozent der Menschen in diesem Land der Ansicht, dass sie auch in Zukunft nicht auf das Fahren eines Autos verzichten können oder wollen. 60 Prozent wissen nicht, ob sie sich allerdings das Fahren eines Autos überhaupt noch leisten können.

Und selbst wenn der grünfeuchte Traum von 15 Millionen E-Autos im Jahr 2030 wahr werden könnte, dann prognostiziert Nietzschmann - hochgerechnet aus dem aktuellen Datenbestand - immer noch 70 bis 85 Prozent Verbrenner innerhalb des deutschen Autobestandes. Insofern gab der Mann der Daten und Fakten rund um das Automobil auch Entwarnung in Richtig der Händler. Die Werkstätten werden auch in Zukunft gut zu tun haben und das Autohaus wird darüber hinaus das Ziel Nummer 1 der Autokäufer bleiben. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 13 Prozent aller Fahrzeuge online gekauft. Der raffinierteste Digitalauftritt kann vermutlich auch in Zukunft Probefahrt oder Beratung nicht ersetzen.

Kurz angesprochen wurde zudem der immer noch schleppend vorangehende Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland. Zum Schluss blieb die Frage unter den Händlern in Richtung Politik, ob denn für die 15 Millionen E-Autos überhaupt genügend Strom bereitgestellt werden könne? Gestellt werden könnte sie zum Beispiel an unsere Außenministerin, die dafür die Stromnetze bekannterweise als Speicher zur Verfügung stellen würde.
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

Drucken ...
Alle Texte, Bilder und Grafiken dieser Web-Site unterliegen dem Urherberrechtsschutz.
© 2024 eichsfelder-nachrichten.de