Fr, 13:00 Uhr
31.10.2025
Auftakt der Heimat-Tour
Von Aktenordnern und Schafherden
Politisch motivierte Veranstaltungen haben meist nur ein Ziel: die aktuelle, also die regierende Politik besser zu vermitteln. Da bedienen sich in Thüringen christdemokratische Regierungsmitglieder auch schon mal aus dem Begriffskarton, der sonst nur Rechtspopulisten zugeschrieben wird - der Heimat. In Erfurt machte am Donnerstagabend eine solche Heimat-Tour Station…
Auftakt der Heimattour im Erfurter Autohaus der Peter-Gruppe (Foto: nnz)
Startort der auf Wirtschaft fokussierten ersten Station ist ein Autohaus der Peter Gruppe in Erfurt. Und klar, da dreht es sich um wie Wirtschaft. Genauer um das, was Politik auszurichten vermag - die Rahmenbedingungen zu sichern und immer wieder neu zu schaffen. Denn, so ist in der Einladung zu lesen, die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Viele Unternehmen kämpfen mit gestiegenen Kosten, wachsender Bürokratie und anhaltender Unsicherheit.” Aber es soll doch endlich einen Wachstums- und Innovationsschub geben. Und Mut zu Reformen”. Und das einen Tag vor dem heutigen Reformationstag...
Nun könnte man im Archiv dieser Zeitung nachlesen, dass Mut zu Reformen oder ein Schub auch schon gefordert wurden, da die CDU noch mit Dieter Althaus in Regierungsverantwortung. Einige werden sich erinnern, das ist schon mehr als eine Dekade her. Rot und Grün lagen mit teilweiser christdemokratischer Billigung dazwischen.
Doch jetzt steht es endlich fest und von Erfurt soll das Licht der wirtschaftlichen Erleuchtung in die Welt, also erst einmal, in die freistaatliche Welt ausgesendet werden. Verantwortlich dafür waren am Donnerstagabend Ministerpräsident Mario Voigt und Wirtschaftsministerin Colette Boos-John höchst persönlich.
Der Generalsekretär der Thüringer CDU, Niklas Waßmann, begrüßte die Frauen und Männer aus der Wirtschaft und gab dann an Colette Boos-John weiter. Sie freute sich, dass die geballte Steuerzahlerkraft der Einladung gefolgt sei. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, damit nichts anfangen können, gemeint waren die Vertreter der Wirtschaft. Sie tat kurze Stichpunkte des CDU-Programms für den Mittelstand kund und reichte dann das Mikrofon weiter an den MP. Der konstatierte, dass die Landesregierung ausdrücklich mit der Heimattour gerade bei der Wirtschaft startet. Es müsse ein Ruck durch dieses Land gehen, sagte der MP der wirtschaftsfreundlichsten Landesregierung, die es eigenen Einschätzungen zufolge, seit mehr als zehn Jahren gebe.
Stellten sich den Problemen der Unternehmer: Colette Boss-John und Mario Voigt. (Foto: nnz)
Und Voigt zeigte neben Erfolgen auf, welche Herausforderungen es gab, es gibt und es in absehbarer Zeit auch noch geben werde. Aber: wenn man nicht beginne, diese Herausforderungen zu meistern, dann werde Politik versagen. Die Probleme beginnen in der Schule (Leistungen fordern, Kopfnoten eingeführt, Tag in der Produktion) und gehen über die kostenlose Meisterausbildung weiter. Und schließlich verwies Mario Voigt auf die Daten des Glücksatlas, demzufolge Thüringer als die Glücklichsten unter den Ost-Ländern rangieren. Damit war das Thema Glück beendet und die Diskussion begann.
Der Geschäftsführer der Jüttner Unternehmensgruppe, ein Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern, wandte sich der Meisterausbildung zu. Der Weg zum Meister in einem Unternehmen gestaltet sich komplizierter als beim Weg in die Selbständigkeit und er hoffe, dass die Förderung nicht mit der Gießkanne ausgeschüttet werde.
Ein weiterer Redner forderte die Streichung von Gesetzen und Verordnungen, auch und vor allem auf europäischer Ebene und verwies auf die US-Administration. Dem konterte Voigt, dass man im politischen Spiel mit der Wirtschaft auf Verlässlichkeit setzen müsse. Heute zehn Prozent mehr oder 10 Prozent weniger an Zöllen, das könne auch nicht das Non-Plus-Ultra des politischen Handelns sein. Aber: das Verbrenner-Aus müsse durchgesetzt werden.
Regina Polster beschrieb die Probleme des Mittelstandes mit der Konkurrenz aus China. Beispiel Alibaba oder Temu. Deren aggressives Auftreten treibe deutsche Hersteller in die Insolvenz. Dazu die Wirtschaftsministerin: China habe eben Pläne und mache einfach. Und dann habe man in Deutschland einen wesentlich höheren Mindestlohn wie Spanien oder wesentlich höhere Energiekosten wie anderen europäische Staaten.
Voigt ergänzend: Wir, gemeint ist die Politik, müssen dafür sorgen, dass sich nur Leistung lohne. Deshalb: Bürgergeld abschaffen, 30 Stunden Woche, Worklife-Balance - so kann man nicht mit dem internationalen Wettbewerb konkurrieren.
Weitere Themen, die sich den Unternehmerinnen und Unternehmer im täglichen Handeln oftmals als Probleme darstellen, waren unter anderen das ideologisch geprägte Vergaberecht oder die angestrebte verpflichtende soziale Arbeit, auch für Flüchtlinge. Aber auch schnelle Entscheidungen seitens der Politik wurden angemahnt. Selbst ein schnelles Nein, sei mitunter hilfreich.
Der gestrige Auftakt der Heimat-Tour war ein Anfang, der von der unmittelbaren Konfrontation zwischen der Landespolitik und der Wirtschaft im Lande lebte. Er zeigte den Politikern, wie vielfältig die Problemlagen sind. Sie reichen von der Kompliziertheit in der Vergabe bei der Beweidung von Deichen durch Schafe bis hin zu künftigen Schnittstellen in der digitalen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Verwaltungen. Bleibt die Hoffnung, dass die politisch Agierenden hier etwas mitnehmen.
Ein Anfang wurde operativ gemacht: Ministerpräsident Voigt wollte sich um die Probleme des Vertreters vom Verband ländlicher Schafzüchter umgehend kümmern. Wichtige Informationen und Kontaktdaten wurden ausgetauscht.
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg
Auftakt der Heimattour im Erfurter Autohaus der Peter-Gruppe (Foto: nnz)
Startort der auf Wirtschaft fokussierten ersten Station ist ein Autohaus der Peter Gruppe in Erfurt. Und klar, da dreht es sich um wie Wirtschaft. Genauer um das, was Politik auszurichten vermag - die Rahmenbedingungen zu sichern und immer wieder neu zu schaffen. Denn, so ist in der Einladung zu lesen, die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Viele Unternehmen kämpfen mit gestiegenen Kosten, wachsender Bürokratie und anhaltender Unsicherheit.” Aber es soll doch endlich einen Wachstums- und Innovationsschub geben. Und Mut zu Reformen”. Und das einen Tag vor dem heutigen Reformationstag...
Nun könnte man im Archiv dieser Zeitung nachlesen, dass Mut zu Reformen oder ein Schub auch schon gefordert wurden, da die CDU noch mit Dieter Althaus in Regierungsverantwortung. Einige werden sich erinnern, das ist schon mehr als eine Dekade her. Rot und Grün lagen mit teilweiser christdemokratischer Billigung dazwischen.
Doch jetzt steht es endlich fest und von Erfurt soll das Licht der wirtschaftlichen Erleuchtung in die Welt, also erst einmal, in die freistaatliche Welt ausgesendet werden. Verantwortlich dafür waren am Donnerstagabend Ministerpräsident Mario Voigt und Wirtschaftsministerin Colette Boos-John höchst persönlich.
Der Generalsekretär der Thüringer CDU, Niklas Waßmann, begrüßte die Frauen und Männer aus der Wirtschaft und gab dann an Colette Boos-John weiter. Sie freute sich, dass die geballte Steuerzahlerkraft der Einladung gefolgt sei. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, damit nichts anfangen können, gemeint waren die Vertreter der Wirtschaft. Sie tat kurze Stichpunkte des CDU-Programms für den Mittelstand kund und reichte dann das Mikrofon weiter an den MP. Der konstatierte, dass die Landesregierung ausdrücklich mit der Heimattour gerade bei der Wirtschaft startet. Es müsse ein Ruck durch dieses Land gehen, sagte der MP der wirtschaftsfreundlichsten Landesregierung, die es eigenen Einschätzungen zufolge, seit mehr als zehn Jahren gebe.
Stellten sich den Problemen der Unternehmer: Colette Boss-John und Mario Voigt. (Foto: nnz)
Und Voigt zeigte neben Erfolgen auf, welche Herausforderungen es gab, es gibt und es in absehbarer Zeit auch noch geben werde. Aber: wenn man nicht beginne, diese Herausforderungen zu meistern, dann werde Politik versagen. Die Probleme beginnen in der Schule (Leistungen fordern, Kopfnoten eingeführt, Tag in der Produktion) und gehen über die kostenlose Meisterausbildung weiter. Und schließlich verwies Mario Voigt auf die Daten des Glücksatlas, demzufolge Thüringer als die Glücklichsten unter den Ost-Ländern rangieren. Damit war das Thema Glück beendet und die Diskussion begann.
Der Geschäftsführer der Jüttner Unternehmensgruppe, ein Unternehmen mit rund 500 Mitarbeitern, wandte sich der Meisterausbildung zu. Der Weg zum Meister in einem Unternehmen gestaltet sich komplizierter als beim Weg in die Selbständigkeit und er hoffe, dass die Förderung nicht mit der Gießkanne ausgeschüttet werde.
Ein weiterer Redner forderte die Streichung von Gesetzen und Verordnungen, auch und vor allem auf europäischer Ebene und verwies auf die US-Administration. Dem konterte Voigt, dass man im politischen Spiel mit der Wirtschaft auf Verlässlichkeit setzen müsse. Heute zehn Prozent mehr oder 10 Prozent weniger an Zöllen, das könne auch nicht das Non-Plus-Ultra des politischen Handelns sein. Aber: das Verbrenner-Aus müsse durchgesetzt werden.
Regina Polster beschrieb die Probleme des Mittelstandes mit der Konkurrenz aus China. Beispiel Alibaba oder Temu. Deren aggressives Auftreten treibe deutsche Hersteller in die Insolvenz. Dazu die Wirtschaftsministerin: China habe eben Pläne und mache einfach. Und dann habe man in Deutschland einen wesentlich höheren Mindestlohn wie Spanien oder wesentlich höhere Energiekosten wie anderen europäische Staaten.
Voigt ergänzend: Wir, gemeint ist die Politik, müssen dafür sorgen, dass sich nur Leistung lohne. Deshalb: Bürgergeld abschaffen, 30 Stunden Woche, Worklife-Balance - so kann man nicht mit dem internationalen Wettbewerb konkurrieren.
Weitere Themen, die sich den Unternehmerinnen und Unternehmer im täglichen Handeln oftmals als Probleme darstellen, waren unter anderen das ideologisch geprägte Vergaberecht oder die angestrebte verpflichtende soziale Arbeit, auch für Flüchtlinge. Aber auch schnelle Entscheidungen seitens der Politik wurden angemahnt. Selbst ein schnelles Nein, sei mitunter hilfreich.
Der gestrige Auftakt der Heimat-Tour war ein Anfang, der von der unmittelbaren Konfrontation zwischen der Landespolitik und der Wirtschaft im Lande lebte. Er zeigte den Politikern, wie vielfältig die Problemlagen sind. Sie reichen von der Kompliziertheit in der Vergabe bei der Beweidung von Deichen durch Schafe bis hin zu künftigen Schnittstellen in der digitalen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Verwaltungen. Bleibt die Hoffnung, dass die politisch Agierenden hier etwas mitnehmen.
Ein Anfang wurde operativ gemacht: Ministerpräsident Voigt wollte sich um die Probleme des Vertreters vom Verband ländlicher Schafzüchter umgehend kümmern. Wichtige Informationen und Kontaktdaten wurden ausgetauscht.
Peter-Stefan Greiner