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So, 09:26 Uhr
24.10.2021
EINE KRITISCHE BETRACHTUNG VON WILHELM ROTH

Erntedank und das Feldrainsterben

Erntedanktage werden nicht nur in den Gemeinden des Eichsfeldes gefeiert. Die Landsenioren des ehemaligen Kreises Heiligenstadt erfahren unter Leitung von Karl Aschoff mit dem Vorstand ein engagiertes kulturelles Leben, welches sich großer Beliebtheit erfreut. Busfahrten sind stets ausgebucht. Auch die Frühjahrs- und Weihnachtsfeiern weisen eine Besucherzahl von 180 bis 250 informationsbedürftigen Landsenioren auf.

Abgemäht. So sieht eine Flurhygiene aus. Das mag sauber anmuten, ist aber das Gegenteil einer biologischen Vielfalt. (Foto: W. Roth) Abgemäht. So sieht eine Flurhygiene aus. Das mag sauber anmuten, ist aber das Gegenteil einer biologischen Vielfalt. (Foto: W. Roth)
Rengelrode/Eichsfeld. Mit dabei war auch Schäfermeister Ernst Siebert aus Beinrode, ein Urgestein, der mit 85 Jahren eine erfrischende Büttenrede hielt. Seine Landsenioren vom Altkreis Worbis haben sich mit 60 Mitgliedern leider aufgelöst. Nach Kaffee und Kuchen und einer Eichsfelder Schlachteplatte in Reinholterode und den Erinnerungen des Lebens darf zum Abschluss das Eichsfeldlied nicht fehlen. Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes berichtete über die Ernteerträge, Niedrigpreise ihrer Produkte, dem ungewissen Wandel der Politik, verbunden mit dem Wunsch der Anerkennung ihrer Leistung unter der Last der Klimaveränderung.

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Bei seinem Weggang sprach ich den Vorsitzenden als meinen ehemaligen Arbeitgeber an, der seinen Agrarbetrieb erfolgreich leitet. Meine Worte: „Ich bin bestürzt über das erneute kilometerlange Zerstören der Feldraine um die Gemeinde Rengelrode“ – in Erinnerung mühsamer Proteste. Sein Grußwort lautete für mich freundlich, aber lakonisch: „Dann musst du mich eben einsperren!“ Seit Jahren schreibe ich Artikel zum Schutz der ökologisch notwendigen Lebenslinien in einer ausgeräumten Kulturlandschaft..

Zur Bekämpfung von "Schadinsekten", "Pilzen" und "Viren", hartnäckigen Unkräutern oder der Abwehr von "Mäuseplagen" muss die Feldrainhygiene herhalten. Wieviel Mitleid oder Zorn soll man als Naturschützer aufbringen, wenn wertvolle Saumbiotope mit Wildkräutern, Insekten sowie Kleintieren zerstört werden? Ich konsultierte mit Vorort-Begehungen einige Agrarbetriebe und kann auch Erfreuliches berichten: Mein Verein der Eichsfelder Ornithologen beherbergt dort zahlreiche Nistkästen für die Schleiereulen und Turmfalken im Nahrungskreis der Feldrandbiotope.

Zu ihren Betriebsfesten waren unsere vogelkundigen Naturschutzausstellungen präsent. Mein Dialog bestand neben den Computerbeiträgen hauptsächlich im Telefondienst. Frisch bekleidet und mit Fakten vorbereitet erwarb ich mir mit freundlichen Worten die Gunst der Vorzimmerdamen, um mit Achtung den Fachbereichsleitern zu begegnen. Alle Gespräche, zum Beispiel mit dem Städte- und Gemeindebund, waren mit meiner Lernbereitschaft von Argumenten geprägt. Von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) in Jena erwirkten wir mit Herrn Dr. von Knorre als Referent vom Naturschutzbund (NABU) Jena eine Gesprächstagung mit zahlreichen Agrarleitern, Agrarstudenten aus Stadtroda sowie Landschaftsplanern und Naturschutzverbänden.

Feldraine mit Blumen und Wildkräutern sind ein Labsal für allerlei Insekten und das Niederwild. (Foto: W. Roth) Feldraine mit Blumen und Wildkräutern sind ein Labsal für allerlei Insekten und das Niederwild. (Foto: W. Roth)
Unsere Empfehlung: Alle drei Jahre sollten die Feldraine mit einem Drittel der Fläche nach dem 1. August ökologisch gepflegt werden. Diese Information erhielten 12 Verwaltungsgemeinschaften mit 85 Dörfern des Eichsfeldes für die Gemeindezeitungen. Der Vorstand des Eichsfelder Bauernverbandes sowie einen Bürgermeisterinformationstag des Landrates erfuhr meine Dia-Dokumentation. Sieben Landwirtschaftsämter befürworteten die Herausgabe eines Faltblattes aus Kostengründen jedoch nur mit dem Titelblatt im Internet.

Trotzdem vermittelten die Referate Agrarökologie sowie Arten- und Biotopschutz des Ministeriums in ihrem Informationsblatt: „Es darf überall gemäht werden, nur nicht im Lebensraum der Feldhamster (!!)“

Als in der Feuchtwiese an der Beber in Rengelrode lange Sumpfgräben als wertvoller lebensreicher Biotop vorzeitig ausgehoben wurden, ebenso blühende Feldraine starben, gab es für mich nur eine Entscheidung: „Das Maß ist voll!“ 2016 erfolgte nach einer gründlichen Dokumentation der Biotopzerstörung vor Ort mit dem Naturschutzbeauftragten der Polizei eine Anzeige gegen die LeverAgrar AG Heiligenstadt. Das Antwortschreiben der Staatsanwältin aus Mühlhausen von 2019 begründete die Ablehnung meiner Anklage mit der Beurteilung der Agrar-Naturschutz- und Wasserbehörde, dass hier eine legitime Handlung vorliegt.

Fazit: Also nicht bestrafen und weiterhin vergebens appellieren? Eine Tageszeitung mahnt in einem Beitrag: „Die Weltnaturschutzkonferenz soll Artensterben stoppen – der rasante Verlust der biologischen Vielfalt bedroht die Lebensgrundlage des Menschen“. Auch vor unserer Haustür. Und was tut sich? Siehe Beitrag!
Wilhelm Roth
Autor: psg

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