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Do, 12:29 Uhr
18.04.2024
IW zu Tarifverhandlungen 2024:

Es droht eine höhere Inflation

Im Frühjahr stehen weitere Tarifverhandlungen in der Chemie- und Baubranche sowie dem Bankwesen an. Beharren die Gewerkschaften auf ihre hohen Forderungen, könnte dies auch die Inflation wieder hochtreiben. Davor warnt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)...


An den Verhandlungstischen wird bundesweit hart gestritten: Viele Gewerkschaften stellen hohe Lohnforderungen, überwiegend im zweistelligen Bereich. Das ist gefährlich, zeigt eine neue IW-Studie: So sind die Löhne in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Produktivität. Die Unternehmen werden dadurch gezwungen, die höheren Löhne auf die Preise zu überwälzen.

Tariflöhne um 38 Prozent gestiegen
Seit 2010 - nach dem Ende der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und der Eurokrise – sind die Löhne, die Gewerkschaften und Arbeitgeber tariflich ausgehandelt haben, um fast 38 Prozent gestiegen. Besonders deutlich war der Sprung im produzierenden Gewerbe, hier gab es ein Plus von über 40,6 Prozent, im Dienstleistungssektor waren es 37,5 Prozent mehr.


Insgesamt koppeln sich die Löhne immer mehr von der Produktivität ab: Hier lag der Zuwachs seit 2010 nur bei etwa elf Prozent. Die Folge: Um höhere Löhne zahlen zu können, müssen Unternehmen die höheren Kosten verstärkt auf die Güterpreise abwälzen. Die Verbraucher können sich dann weniger leisten.

Gewerkschaften sollten Maß halten
„Die Krisen der letzten Jahre haben dazu beigetragen, dass die Kosten explodiert sind. Hohe Energiekosten, fehlende Fachkräfte, eine schwache Konjunktur belasten die Unternehmen immens“, sagt IW-Tarifexperte Hagen Lesch. „Kommen nun noch überzogene Lohnabschlüsse hinzu, gefährdet das den Rückgang der Inflation“. Das könne sich wiederum auf die Geldpolitik auswirken: Für die EZB würde es dann immer schwieriger, ihr Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen.

In einem solchen Fall müsste die Zentralbank länger an ihrem restriktiven Kurs festhalten. „Das würde das Wachstum weiter bremsen und ist ein Szenario, das niemand wollen kann“, so Hagen Lesch. „Die Gewerkschaften sind deshalb gut beraten, Maß zu halten.“

Die Studie finden Sie hier
Autor: psg

Kommentare
diskobolos
18.04.2024, 19.13 Uhr
Alles, wie gehabt
Es ist das bekannte Spiel: Die Gewerkshaften gehen mit der Forderung nach Lohnerhöhungen in Tarifverhandlungen, die Arbeitgeberseite (hier vertreten durch ein von ihnen bezahltes Institut) halten die für unbezahlbar und realitätsfremd. Am Ende einigt man sich irgendwo in der Mitte.
Die Tarifabschlüsse der letzten Zeit waren eher moderat.
Durch lange Laufzeiten wird dies verschleiert: Anders als bei Bankzinsen werden die Tarifsteigerungen nämlich i.d.R. nicht auf ein Jahr angegeben ( was einen Vergleich ermöglichte) sondern auf die gesamte Laufzeit. So sind z. B. 12 Prozent auf 30 Monate Laufzeit nur ca. 4,6 Prozent pro Jahr.
Bei den Inflationsraten der letzten Jahre sind deutliche Lohnsteigerungen wohl angemessen. Die Manager und Aktionäre verzichten ja auch nicht freiwillig auf Geld. Man sehe sich die Bonuszahlungen etwa bei der Bahn und den Banken an.
Dass sich Lohnkosten letzlich in Verkaufspreisen widerspiegeln ist klar. Aber das kann nicht zu Lasten nur einer Gruppe gehen. Die aktuelle Senkung der Inflationsrate auf 2,5 Prozent ging m. E. schneller, als zu erwarten war . .
Kobold2
18.04.2024, 20.00 Uhr
Ja was soll von der
IW Seite auch kommen ...
Man leistet doch deutlich auf wessen Seite man steht.
Überzogene Lohnforderungen der Gewerkschaften werden angeprangert, Man solle Maß halten und dann noch eine wenig Angst und Panik verbreiten, in dem man mit Preisteigerungen droht.
Überzogene Bonuns und Gehaltszahlungen gibt es ja in den oberen Etagen nicht und bein Maß halten, geht man ja mit guten Beispiel voran...
Mein Aufrichtges Bedauern an die Konzern und Manageretagen, besonders an das IW.
Es ist schwer, mit so viel menschlicher Armut durchs Leben zu kommen.
So lange man es sich immer wieder die hohen Verluste allein durch die Streiks leisten kann, wirds am Geld nicht liegen.
Jäger53
19.04.2024, 07.52 Uhr
Inflation
Das sich die Inflation erhöht ist wie es mir vorkommt gewollt von der Regierung. Bin mal gespannt wie lange es den Euro noch gibt.
Leser X
19.04.2024, 09.56 Uhr
Frieden ist der beste Schutz vor Inflation
Deutschland hat ein großes Problem. Dieses Land hat mit dieser schlimmen Regierung Friedenspolitik erstmals seit dem 2. Weltkrieg gänzlich von seiner Agenda entfernt. Da nützen auch gelegentliche Bahnfahrten nach Kiew oder Hände schütteln mit Netanjahu nichts. Und schon gar nicht nützt es (außer der Rüstungsindustrie) wenn mit Unsummen an direkter und indirekter Militärhilfe die Kriege mit dem Geld von unseren Bürgern angestachelt werden.

Nicht die Gewerkschaften sind Schuld an der Inflation, sie reagieren nur auf die Fehler der Politik. Deutschland ist nicht von ungefähr das Schlußlicht beim Wachstum in Europa. Es fungiert als Hauptsponsor für die Ukraine und verpulvert unser aller Vermögen. Und wir alle tragen eine Mitschuld, denn dagegen rührt sich kein öffentliches Aufbegehren.
P.Burkhardt
19.04.2024, 10.28 Uhr
Im Mai könnte die Inflation...
...tatsächlich wieder ansteigen. Das liegt dann jedoch daran, dass die Preise im Mai 2023 durch staatliche Maßnahmen künstlich gedrückt waren (49 EUR-Ticket, reduzierte MwSt, usw.)

Tatsächlich hatten wir in den letzten Jahren weitgehend inflationsausgleichende Tarifabschlüsse. Überziehen die Gewerkschaften, sorgt das für eine steigende Teuerung (zahlende Unternehmen müssen die Preise erhöhen um die gestiegenen Löhne bezahlen zu können), was dann das Lohnplus wieder auffressen würde.

Wer hier glaubt, die Inflation sei von der Regierung gesteuert (oder gar gewollt) hat irgendwie in VWL gepennt. Ursachen für Inflation sind vielfältig: Sie kann Nachfrageinduziert sein (Nachfrage ist größer als das Angebot -> steigende Preise), sie kann aufgrund steigender Kosten (z.B. Lohnsteigerungen) entstehen, eine erhöhte Geldmenge: steigt die Geldmenge stärker als die Produktionsrate kann das zu Inflation führen. Auch Währungskursveränderungen können Inflation "importieren" (deswegen können wir über die einheitliche Währung in Europa glücklich sein). Es gibt auch politische Einflüsse: Subventionen (führen zu niedrigeren Preisen, damit zu steigender Nachfrage, was wieder die Preise erhöht und somit die Teuerung ankurbelt.)

Es ist wichtig, dass Tarifabschlüsse in der Nähe der Inflationsrate liegen um nicht die o.g. Effekte auszulösen.
El loco
19.04.2024, 14.44 Uhr
Oh, da hat Volkswirt Burghardt aber gepennt!
Selbstverständlich beeinflusst die Regierung die Inflation und profitiert logischerweise auch von ihr.
Beispiele gefällig?
Erhöhung der Lkw-Maut
Erhöhung der Mehrwertsteuer in Restaurants
Erhöhung der CO2 Luftbesteuerung
Einführung einer neuen Plastiksteuer....
Und höhere Steuern bedeuten höhere Einnahmen für den Staat.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, vor allem, wenn er sich an die Haushaltstricksereien der Ampel erinnert und sich die gigantischen Schuldenberge unserer Regierung vor Augen führt!
Wer Kritisches immer nur wegschwurbelt oder einfach gar nicht erwähnt, wird zum Delegitimierer der Realität.
P.Burkhardt
19.04.2024, 16.13 Uhr
oh mann...
...ja, natürlich sorgen Abgaben jeder Form auch für Teuerung... es ging aber darum, dass hier jemand schrieb, das die Inflation von der Regierung "gewollt" sei ! Man könnte da etwas konstruieren - aber der Sinn von Steuern, Zöllen, der Maut oder anderen Abgaben ist es definitiv NICHT, die Inflation anzutreiben - das ist Allenfalls eine Folge...

Vielleicht sollten hier manche die Aussagen im Kontext betrachten...
El loco
19.04.2024, 18.05 Uhr
Hören Sie auf Burghardt!
Jäger hat gesagt, es kommt ihm so vor.
Ob gewollt oder nicht gewollt ist am Ende auch völlig Wurst. Das ist pure Wortklauberei. Die Regierung nimmt es billigend in Kauf und weiß sehr wohl, dass Sie die Inflation mit ihren ideologiegetriebenen Maßnahmen anfeuert. Genau das ist der Kontext!
Kobold2
19.04.2024, 21.44 Uhr
Ja, oh man???
Erhöhung der LKW Maut, Plastiksteuer, Co2 Bepreisung ist keine Maßnahme der Regierung, sondern EU Vorgaben, die einen Lenkungsfaktor zu Grunde haben. Das will die weiterso und nach mir die Sinflutfraktion nicht verstehen. Ebenso gibt es keine Mehrwertsteuererhöhung im Gastobereich. Es läuft eine zeitlich begrenzte Senkung dieser Steuer aus. Ist auch im Energiesektor so.
Allein meine Meinung zur LKW Maut....
Immer noch zu wenig, denn zum Umdenken reicht es immer noch nicht.
diskobolos
19.04.2024, 22.28 Uhr
Sie haben beide Recht, P. Burghardt und El loco,
betonen aber letztlich einige Gründe für die aktuelle Inflation über, die aber offensichtlich im Abschwingen ist.
Ursachen wie die Folgen der Pandemie ("Lieferketten"), der jahrelangen Nullzinspolitik der EZB, die Verteuerung der Energie als Folge des Ukrainekrieges sollte man aber nicht vergessen.

Die Einnahmen der Regierung erhöhen sich durch Inflation, die Ausgaben aber auch!

Wem bei allen persönlichen Ärgernissen immer nur einfällt "Die Ampel ist schuld", dem muss man bezüglich der Inflation mal einen Blick über den Tellerrand empfehlen: In den USA ist sie z. Zt. ein größeres Problem, obwohl die o. g. Gründe für sie gar nicht zutreffen. Und soweit ich weiß, werden die USA nicht von einer Ampel regiert
P.Burkhardt
19.04.2024, 22.28 Uhr
da ist aber einer auf 180...
...und das nur, weil die Welt nicht zur Meinung passt. Ja, die Regierung weiß, dass ihre Maßnahmen auch Einfluss auf die Inflation haben... da die Inflation aber die maßgebliche Größe für die ( im europäischen Maßstab) Zins- und Währungspolitik der EZB ist und diese unabhängig von irgendwelchen anderen Institutionen agiert... ist die Steuerung der Inflation weder Aufgabe noch Ziel der Politik. Die Inflation hat natürlich Ursachen. Ich habe oben einige davon dargestellt. Aber die Dimension ist sehr viel größer, als alles, was die Bundesregierung veranlassen könnte. Ergründen Sie bitte die Ursachen der Hyperinflation in den 20ern - da war die Welt noch eine Andere.

Es ist unmöglich, diese Zusammenhänge jemandem zu erklären, dem ganz offensichtlich jegliche Grundlagen fehlen. Daher lasse ich es einfach bleiben... schließlich sind wir hier in der Kommentarspalte einer kleinen Regionalgazette und nicht in einem Hörsaal.

Im Artikel ist eigentlich die Einkommensentwicklung (wenn auch beschränkt auf unselbstständige Arbeit) gut beschrieben. Wenn man die Teuerung daneben legt, ist gut zu erkennen, dass es Parallelen gibt - in meinen Augen ein Beweis dafür, dass die Mechanismen funktionieren und ein Beleg dafür, wie wichtig die Tarifautonomie ist.

Um die Größenordnung zu verdeutlichen: Verändert sich der Ölpreis um 2 Prozent (und der schwankt deutlich mehr !) oder verteuert sich der EUR um 2 Prozent gegenüber dem Dollar (auch hier sind die Schwankungen auf Jahressicht deutlich größer ! - weswegen die regionale Inflation währungsbereinigt angegeben wird...aber das ist ja garantiert bekannt) , hat das auf die Inflation eine wesentlich größere Auswirkung, als wenn die GEZ um 10 EUR pro Monat angehoben wird, oder die Mehrwertsteuer um 5 Prozent steigt.

Das Thema ist nicht einfach... und erschließt sich deswegen eben auch nicht jedem. Ich bin wegen Sinnlosigkeit raus aus der Debatte....
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