In ungewohnte Gefilde begab sich der große Tross des Thüringer Handball Club heute Nachmittag, um gemeinsam mit Fans und Sponsoren den Saisonauftakt für die Bundesligaserie 2025/26 zu begehen. Zeit, auch einmal zurückzublicken auf eine unglaublich erfolgreiche Spielzeit, die nun in die Annalen der Rot-Weißen eingeht…



Aufgrund der äußerst mäßigen Wetterprognosen für den heutigen Tag beschlossen die Verantwortlichen des amtierenden Super-Cup-Gewinners im Deutschen Handball den vertrauten Neumarkt mit der Salza-Halle zu tauschen und den zu Hunderten in die Halle geströmten Fans gleich eine Trainingseinheit mit den Gebrüdern Müller zu offerieren. Die verletzte THC-Kapitänen Josefine Hanfland nutzte die Gelegenheit, drei der jüngsten Spielerinnen im Verein in die Gepflogenheiten des Profibetriebs einzuführen, indem sie ihnen Massageräume und andere heilige Plätze der Mannschaft zeigte. Was natürlich bei den Mädchen Begeisterung auslöste und sie vermutlich zeitlebens an den Bad Langensalzaer Club binden wird.

Damit diese Liebe ein Leben lang halten kann und nicht wie beim amtierenden Deutschen Meister HB Ludwigsburg von heute auf morgen zerplatzt wie ein kaputter Ball bedarf es außer einer guten Mannschaft vieler Helfer, Unterstützer und Sponsoren im Hintergrund. Und natürlich der treuen Fans, die sich heute zu Recht von den Verantwortlichen des Vereins so feiern ließen, wie sie sonst das Team auf dem Parkett bejubeln. Die Gesellschafter Helmut Peter und Robert Böhm waren gekommen, der Bürgermeister der EHF-Pokalsiegerinenstadt, Matthias Reinz, und auch Ex-Landrat Harald Zanker präsentierte sich erstmals in neuer Funktion als Präsident des THC.



Robert Böhm ging gleich auf den gescheiterten Rivalen aus Ludwigsburg ein und verteidigte die Entscheidung, nicht in der Champions League anzutreten. „Wir wollen nächstes Jahr nicht in der Zeitung stehen als Pleiteverein und werden nur das tun, was wir auch bezahlen können“, sagte er unter dem Jubel der Zuschauer. Die Saison sei finanziell abgesichert und jetzt gelte es den Schwung vom Wochenende mit in die neue Spielzeit zu nehmen. Am Sonntag hatte die Truppe von Trainerlegende Herbert Müller in einer sensationellen Aufholjagd einen Neuntorerückstand in einen 31:30-Sieg gegen die HSG Blomberg Lippe verwandelt und zum vierten Male den Supercup der Frauenbundesliga an die Salza geholt.

Bürgermeister Matthias Reinz ging auf die enorme Wichtigkeit der vielseitigen Unterstützung für das Team ein. „Die Welt hat sich verändert und verlangt mitunter auch unpopuläre Entscheidungen.“ Doch dazu müsse man stehen, so wie die Fans wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft stünden und sie zum Erfolg tragen. „Grund für den Erfolg ist auch die Arbeit vieler Ehrenamtler und Fans, bei denen ich mich genau so bedanken möchte wie bei den Sponsoren, ohne die so großartiger Sport in Bad Langensalza nicht möglich wäre.“, sprach er mit etwaigen Hintergedanken zu Großveranstaltungen in der Stadt.

Auch der neue Präsident des THC, der langjährige Landrat des Unstrut-Hainich-Kreises, Harald Zanker, war des Lobes und des Dankes voll über das, was hier von allen in der THC-Familie geleistet wird. Mit Blick auf die beiden stolz präsentierten Pokale äußerte er den Wunsch, im nächsten Jahr möglichst drei Pokale hier zu sehen. Und nach dem Rückzug des Liga-Krösusses rückt für die Mädels aus der Salza-Halle der Gewinn der Deutschen Meisterschaft in den überschaubaren Fokus der Saisonziele. Eine bärenstarke Mannschaft haben die Verantwortlichen wieder am Start, das machte die Präsentation der einzelnen Spielerinnen im Anschluss deutlich.

Die Extra-Auszeichnung des Tages wurde jedoch Johanna Reichert von Vereinslegende und wandelndem Handballlexikon HaJo Steinbach zuteil, der ihr die Torkanone überreichte. Für sagenhafte 382 erzielte Tore in 42 Saisonspielen. Mit insgesamt 758 bisher für die Thüringer geworfenen Tore wäre die österreichische Nationalspielerin auf dem Sprung in den Tausenderclub aufzusteigen, orakelte Steinbach, während die so Geehrte bescheiden die Augen niederschlug.



Obwohl die Atmosphäre zur Saisoneröffnung nicht so familiär wirkte wie in anderen Jahren auf dem Neumarkt, so lag durch die beiden vorgezeigten Trophäen doch das Gefühl einer entspannten und vorfreudigen gute Laune in der Halle. Schon am Sonntag geht es hier dann ab 15 Uhr erstmals um Punkte in der Bundesliga und mit den Gegnerinnen von Union Halle/Neustadt kommt es gleich zu einem zünftigen Ostderby.
Olaf Schulze