Mo, 08:00 Uhr
15.11.2021
ifo Dresden:
Kapitalstock von 10 Milliarden Euro für Rente sinnlos"
Der ifo Forscher Joachim Ragnitz hält den von der neuen Ampel vorgeschlagenen, steuerfinanzierten Renten-Kapitalstock von 10 Milliarden Euro für sinnlos. Das ist keine geeignete Maßnahme zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Rentenfinanzen, sagt er...
Die Einführung eines Kapitalstocks in der Gesetzlichen Rentenversicherung belastet insbesondere die erwerbstätige Bevölkerung zusätzlich. Wenn der Fonds später aufgelöst wird, bekäme jeder zukünftige Rentner bloß etwa einen Euro pro Monat. Letzten Endes kommt diese Idee kurzfristig nur den Verkäufern von Wertpapieren zugute, denn die Rentenkasse soll die 10 Milliarden Euro am Kapitalmarkt anlegen.
Ragnitz fügte hinzu, der tiefere Sinn einer Kapitaldeckung liege darin, einen Kapitalstock aufzubauen, den man dann später dafür verwenden könne, Renten aus dessen Auflösung zu finanzieren. Derzeit haben rund 41 Millionen Versicherte in Deutschland einen Anspruch auf spätere Rentenzahlungen. Mit einem Kapitalstock von nur 10 Milliarden Euro kann man also jedem Rentner einmalig etwa 240 Euro auszahlen. Selbst wenn man unterstellt, dass die Rentenversicherung mit dem ihr anvertrauten Geld eine überdurchschnittlich hohe Rendite erwirtschaften könnte, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der keinem Rentner wirklich etwas nützt. Um tatsächlich eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente zu erreichen, müsste man einen weitaus höheren Kapitalstock aufbauen als es jetzt vorgesehen ist.
Die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) sei nach dem Umlageverfahren organisiert, ergänzt Ragnitz. Eingenommene Beiträge würden sofort für die Renten ausgegeben. Dies mache die Umstellung auf ein Kapitaldeckungsverfahren so schwierig, denn die Generation der Steuer- und Beitragszahler sei dann immer doppelt belastet: Mit den Zahlungen für die aktuellen Rentner und mit den Zahlungen für den Aufbau des Kapitalstocks für ihre eigene Rente. Angesichts der aktuellen demographischen Situation kann man das System nicht mehr umstellen; das hätte man – wenn man es gewollt hätte – schon vor 20 oder 30 Jahren angehen müssen. Wichtigste Aufgabe ist es jetzt, die unausweichlichen Belastungen aufgrund des Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge fair zwischen Rentnern sowie Steuer- und Beitragszahlern aufzuteilen, aber nicht, einen grundlegenden Systemwechsel in der Rentenversicherung einzuleiten.
Autor: redDie Einführung eines Kapitalstocks in der Gesetzlichen Rentenversicherung belastet insbesondere die erwerbstätige Bevölkerung zusätzlich. Wenn der Fonds später aufgelöst wird, bekäme jeder zukünftige Rentner bloß etwa einen Euro pro Monat. Letzten Endes kommt diese Idee kurzfristig nur den Verkäufern von Wertpapieren zugute, denn die Rentenkasse soll die 10 Milliarden Euro am Kapitalmarkt anlegen.
Ragnitz fügte hinzu, der tiefere Sinn einer Kapitaldeckung liege darin, einen Kapitalstock aufzubauen, den man dann später dafür verwenden könne, Renten aus dessen Auflösung zu finanzieren. Derzeit haben rund 41 Millionen Versicherte in Deutschland einen Anspruch auf spätere Rentenzahlungen. Mit einem Kapitalstock von nur 10 Milliarden Euro kann man also jedem Rentner einmalig etwa 240 Euro auszahlen. Selbst wenn man unterstellt, dass die Rentenversicherung mit dem ihr anvertrauten Geld eine überdurchschnittlich hohe Rendite erwirtschaften könnte, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der keinem Rentner wirklich etwas nützt. Um tatsächlich eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente zu erreichen, müsste man einen weitaus höheren Kapitalstock aufbauen als es jetzt vorgesehen ist.
Die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) sei nach dem Umlageverfahren organisiert, ergänzt Ragnitz. Eingenommene Beiträge würden sofort für die Renten ausgegeben. Dies mache die Umstellung auf ein Kapitaldeckungsverfahren so schwierig, denn die Generation der Steuer- und Beitragszahler sei dann immer doppelt belastet: Mit den Zahlungen für die aktuellen Rentner und mit den Zahlungen für den Aufbau des Kapitalstocks für ihre eigene Rente. Angesichts der aktuellen demographischen Situation kann man das System nicht mehr umstellen; das hätte man – wenn man es gewollt hätte – schon vor 20 oder 30 Jahren angehen müssen. Wichtigste Aufgabe ist es jetzt, die unausweichlichen Belastungen aufgrund des Renteneintritts der geburtenstarken Jahrgänge fair zwischen Rentnern sowie Steuer- und Beitragszahlern aufzuteilen, aber nicht, einen grundlegenden Systemwechsel in der Rentenversicherung einzuleiten.
Kommentare
Bebo
15.11.2021, 10.05 Uhr
Das Rententheater
... wenn man es gewollt hätte...
Hat man nicht gewollt. Es ging wohl immer nur um den Erhalt der eigenen Ansprüche.
Ein Systemwechsel wäre zwar Wünschenswert, ist aber mit den heutigen Politikern nicht zu erwarten.
Erforderlich wären ein Wegfall der Bemessungsgrenze.
Eine Deckelung der Höhe von Renten und Pensionen (Renten und Pensionen sollen schließlich nicht der Vermögensbildung dienen).
Sowie die Rentenangleichung mit einer Durchschnittssumme und nicht Prozentual.Da ansonsten hohe Renten bevorteilt sind.
Hat man nicht gewollt. Es ging wohl immer nur um den Erhalt der eigenen Ansprüche.
Ein Systemwechsel wäre zwar Wünschenswert, ist aber mit den heutigen Politikern nicht zu erwarten.
Erforderlich wären ein Wegfall der Bemessungsgrenze.
Eine Deckelung der Höhe von Renten und Pensionen (Renten und Pensionen sollen schließlich nicht der Vermögensbildung dienen).
Sowie die Rentenangleichung mit einer Durchschnittssumme und nicht Prozentual.Da ansonsten hohe Renten bevorteilt sind.
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